Ein Rednerpult. Im Hintergrund hantieren Bühnenarbeiter, die offensichtlich ein Porträt Adolf Hitlers abmontiert haben und den Österreichischen Adler aufhängen. Ein feister Glatzkopf im Trachtenjanker tritt auf, hinter ihm ein windiger Diplomat, der die Hände vor seinem Gemächt verschränkt, während der Glatzkopf das Mikrophon auf seine Tauglichkeit testet, indem er mit dem Finger dagegen klopft. Rückkoppelung. Der Glatzkopf blickt nach hinten zum Diplomaten, dieser nickt.
Glatzkopf: Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. (Er seufzt) Was sind wir doch schändlich betrogen und in die Irre geführt worden! Sieben Jahre haben wir an vorderster Front für die europäische Friedensordnung gewirkt und haben der internationalen Völkerverständigung im Rahmen einer kontinentalen Einigung das Schwert geliehen ... (Der Diplomat beugt sich nach vorn und flüstert dem Glatzkopf etwas ins Ohr. Dieser nuschelt halblaut, aber hörbar) Was? Vorderste Front und Schwert kein passendes Vokabular? (Wendet sich wieder dem Publikum zu, räuspert sich) Meine lieben Landsleute! Wir haben da ja gar nicht mitgemacht, gelt. Wir saßen zu Hause und wußten von nichts. Die Welt da draußen - vollkommen fremd! (Der Diplomat beugt sich abermals nach vorn, der Glatzkopf wieder halblaut) Auch nicht gut? Gutwetter für die Alliierten? Widerstand? Ach ja, verstehe! (Wieder ans Publikum gerichtet) Meine sehr verehrten Österreicherinnen und Österreicher! Schon 1938 waren wir in Österreich innere Opposition! (selbstsicher) Die Nazis, mit denen hatten wir doch überhaupt nichts am Hut. Das widersprach ja auch vollkommen der österreichischen Lebensart, nicht wahr! Wir Österreicher, wir waren OPFER!!! Und zwar die ersten überhaupt! (verächtlich) Hitler! Welche Staatsbürgerschaft hatte der denn überhaupt? Na? Die deutsche! Eben! Nicht unser Bier. Grüß Gott, wir in Österreich haben von der ersten Stunde an Widerstand geleistet, haben das Naziregime entschlossen bekämpft, und zwar immer und überall! Vor Moskau, in Paris, in Trondheim, auf Kreta, in Belgrad und selbst in Afrika! Wir ließen ihnen einfach nirgends Ruhe. Wien, bitte schön, war ein einziger Hort der Resistance! Also wie im Burgtheater "König Ottokar" gegeben wurde, was da an Applaus für die Horneck-Rede gekommen ist, meine Herren, das hätte der de Gaulle nicht zusammengebracht. (lehnt sich selbstzufrieden zurück, verschränkt die Arme, wartet, bis der imaginäre Applaus abgeklungen ist, setzt nach) Und überhaupt, diese Republik ist ja quasi im Widerstand wiedergeboren worden. Geist der Lagerstraße, sage man nur! Entschlossene Freiheitskämpfer wie Renner, Schärf, Helmer, Raab und Kamitz, sie standen an ihrer Wiege. (legt wieder eine Pause ein)
Und damit die Stimme Österreichs in der Welt wieder gehört wird, bitten wir auch alle Emigranten, nur ja in ihren Gastländern zu bleiben, um dort zu verkünden, wie demokratisch und lebenswert Österreich nicht ist. Alsdann, meine Herren, für unser demokratisches und freies Österreich: Sieg hei... (der Diplomat zerrt den Glatzkopf vom Rednerpult, fade out)
Homestory in "Wien live": In der Ausgabe 05-2015 unseres wunderbaren Stadtmagazins "Wien live" erschien eine Homestory mit mir, was mich sehr gefreut hat. Man kann das Magazin auch online lesen.
Lesung digital: Im Cultural Broadcasting Archive findet sich eine Aufzeichnung meiner Lesung vom 14. Mai 2015 im Avalon. Kultur im Rahmen der Kritischen Literaturtage Wien. Wer "nachhören" will, kann dies hier.
Und wieder ein Bestseller! Mittlerweile ist es Nummer 8: "Wiener Himmelfahrt" stieg in die Bestsellerlisten ein auf Platz 1. Danke an die Leserschaft!
Weitere Platzierungen: "Bronstein" (Platz 2, April 2019), "Wiener Auferstehung" (Platz 1, April 2018), "Wiener Kreuzweg" (Platz 3, Frühjahr 2017), "Das Totenschiff" (Platz 3, Sommer 2016), "Goodbye“ (Platz 2, Frühjahr 2015), "Wiener Bagage“ (Platz 2, Winter 2014/15), "Charascho“ (Platz 3, Frühjahr 2014).
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